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«Mitenand» in Gersau

«Mitenand» ist eine privat finanzierte Initiative, die im Januar 2015 gestartet wurde.

Das Projekt
Freiwillige unterstützen unsere neuen Dorfbewohner und rüsten sie mit gesellschaftlich wichtigen und für die Integration notwendigen Kenntnissen aus wie zum Beispiel Sprache und Schweizer Sitten und Gebräuche. Zudem bietet «Mitenand» einen Aufenthaltsort mit einem strukturierten  Programm an.

«Mitenand» – wie alles begann

Helen, eine junge Eritreerin, kommt endlich nach einer langen, beschwerlichen Reise traumatisiert in der Schweiz an. In Eritrea war sie eine ausgebildete Fotografin, Englisch und Italienisch sprechend, lebte in einem grossen Haus und es fehlte ihr eigentlich an nichts – ausser der Freiheit.

Das Leben in einem der unterdrückendsten Regimes unserer Welt können wir uns in Europa nicht vorstellen! Sie musste aber auch in ständiger Angst sein, weil sie Protestantin war. Eine Tatsache, die mit Gefängnis bestraft wurde. Nach ihrer Heirat entschieden Helen und ihr Ehemann, dass es einfach zu unsicher sei in Eritrea zu bleiben. Sie begannen ihre ungewisse Reise über den Sudan, Libyen und Italien. Diese Reise, die ihnen endlich die Sicherheit in der Schweiz bringen sollte, dauerte mehrere Jahre und war gefährlich. Zuerst lebte sie mit ihrer kleinen Familie (eine Tochter wurde in Libyen geboren) mit anderen Flüchtlingen in einem Asylheim in Basel. Sie wusste weder etwas über die Schweizer Kultur, noch konnte sie Deutsch.

2010 begann sie mit der Hilfe von Familie Jenkins, die ihr eine Putzarbeit anbot, sie in die europäische Kultur einführten und sie unter ihre Fittiche nahm, Deutsch zu lernen. Danach absolvierte sie einen Kurs für Detailhändlerbei Coop.

Im Jahr 2013 hat Helen, ebenfalls mit der Unterstützung der  Familie Jenkins eine Reinigungsfirma gegründet mit heute sechs Angestellten und weder sie noch ihre Familie sind weiter auf Sozialhilfe angewiesen. Heute, im Jahre 2015 besuchen ihre zwei Kinder eine Schweizer Schule und sie und ihr Ehemann arbeiten Vollzeit.

Ein Märchen? Nein, eine realistische Möglichkeit.

Mitenand: «Was es braucht sind Menschen, die die Neuankömmlinge eine Zeit lang an die Hand nehmen.»
Helen: «Was es braucht ist der Wille und das Durchhaltevermögen des Neuankömmlings, etwas aus dieser Chance zu machen.»

Mitenand mit allen Gersauern

Aus diesem ersten, positiven Kontakt mit Helen entstand der Gedanke im Dezember 2014, den angekündigten Eritreern und Syrern in Gersau ebensolche Möglichkeiten anzubieten. William und Diana Jenkins mieteten einen Raum im Dorfzentrum an, der für das neue «Mitenand»-Projekt geeignet schien. Hier finden heute dreimal wöchentlich Deutschunterricht, Konversation, Spiele, Kochen und Essen statt. Gemeinsam mit den 26 freiwilligen Betreuern haben die 15 Neu-Gersauer ( 9 Eritreer, eine 4-köpfige syrische Familie und ein Paar aus Syrien/Palästina) nun eine Unterstützung, um die Sprache zu lernen und mit den Einheimischen in Kontakt zu treten.

Der Tag der offenen Tür dem ein Malatelier vorausging und der gekoppelt war mit der Ausstellung der Ergebnisse unserer ausländischen Freunde, war ein grosser Erfolg! Circa 150 Einheimische kamen auf einen Sprung vorbei um zu schauen, was hier eigentlich gemacht wird. Daraus haben sich wiederum neue Kontakte ergeben und Berührungsängste konnten abgebaut werden!

Eindrücklich war der Besuch des Feldmusikkonzertes mit dem ganzen «Mitenand» – das war Schweizer Kultur pur! Inzwischen wurden neben dem normalen Wochenplan auch Firmenbegehungen in der Gersauer Seidenspinnerei, der Kaffeerösterei, Schlosserei und Sanitär sowie der örtlichen Fensterfabrik durchgeführt, um den Flüchtlingen Einblicke in die Arbeitswelt zu gewähren. Das Erkunden von Natur und Berg, des Bibliothekangebots und die Aufnahme in der örtlichen Turnverein waren weitere wichtige Schritte im Integrationsprozess. Turnen, Bewegung und Sport sind Bindeglieder, die auch ohne grosse Sprachkenntnisse funktionieren können. Wichtig sind die Bereitschaft, sich auf das Neue einzulassen und die Freude an der Bewegung! Beides ist vorhanden und so sind unsere Flüchtlinge mittlerweile auch gut ausgerüstet mit Sportbekleidung im Turnverein anzutreffen. Immer wieder erhalten wir auch tolle Kleiderspenden!

Ein Ziel des «Mitenand»-Projektes ist es aber auch diese Einrichtung teilweise selbsttragend zu gestalten. Deshalb starten wir zum halbjährlichen Bestehen von «Mitenand» am 19. Juli 2015 ein Beschäftigungsprojekt:

Durch die Aktivierung der Flüchtlinge für kleinere Arbeiten durch private Auftraggeber/Gemeinde werden sie selbst in die Lage versetzt am Beschäftigungsprozess teilzunehmen und neue Schweizer Kontakte zu knüpfen, die für ihren weiteren Weg wichtig sein können.

Ausserdem können sie durch kleinere Beschäftigungseinsätze mit ihrem Verdienst etwas zurückgeben – sie sind also nicht nur Empfänger sondern auch ein Teil, ein Glied von «Mitenand» geworden. Auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben ist dies unserer Meinung nach ein wichtiger Pfeiler.

Chorprojekt «Imagine» im Oktober

Ein weiteres Projekt für den Oktober 2015 wird die Teilnahme am Konzert des Cantando Chors von Gersau in der Pfarrkirche sein. Unter «Imagine» werden ausgewählte Lieder zu Frieden, Freiheit und der Hoffnung auf eine Neue Welt miteinander einstudiert und begleitet. Wiederum ein wichtiger Schritt für die Integration, initiiert und angeregt durch alteingesessene Gersauer!

Unsere Motivation

Wir möchten mit unserer Teilnahme an diesem Wettbewerb auch Anderen Mut machen etwas zu tun und aktiv zu werden innerhalb des eigenen Rahmens und der eigenen Möglichkeiten! Nicht abwarten bis etwas geschieht – nein – das Leben in der Gemeinschaft mit neuen Menschen zu gestalten und auch das eigene Weltbild durch die Berührung mit anderen Kulturen etwas runder zu machen!

Die Kampagne

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe SFH, das Staatssekretariat für Migration und das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR setzen sich anlässlich der Flüchtlingstage 2015 gemeinsam dafür ein, dass anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene einen besseren Zugang zum gesellschaftlichen und beruflichen Leben in der Schweiz erhalten. Sie lancieren den Wettbewerb «Dream- Teams 2015». Mit dem Wettbewerb werden Beispiele täglich gelebter Integration gewürdigt. Es wird aufgezeigt, dass jeder einen Beitrag leisten kann.